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wiki: Stöbern in Stichworten rund um den Kölner Ebertplatz

Sicherheitshafen

Der Sicherheitshafen am Th.-Heuss-Ring

Im Jahre 1784 erlebte Köln eine Naturkatastrophe:

Treibeis staute das Wasser auf. Als sich das Eis löste, richtete es bei einem Wasserstand von 13,55 m fürchterliche Zerstörungen an. Besonders schlimm war Mülheim betroffen; es wurde vollständig überschwemmt und in großen Teilen durch den Eisgang vernichtet.
In Köln wurden Teile der Bayenturm-Bastion, rheinseitige Mauer und Tore zerstört oder beschädigt. So wurde auch die Ark, der im Rhein stehende Teil der Befestigung am Thürmchen, zerstört.
Hunderte von Schiffen wurden zerquetscht, weil die als Schutz gegen Eis und Treibgut in den Fluß gerammten Pfähle sie nicht vor dieser Eisflut schützen konnten.

Deshalb beklagten schon zu Beginn der französischen Besatzung 1794 die Kölner Schiffer den fehlenden Eis- und Hochwasserschutz.
Die Franzosen planten schließlich - auch aus militärischen Gründen - einen „Sicherheitshafen“ - später auch „Franzosenhafen“ genannt - und begannen 1811 mit dem Bau.
Die Preußen integrierten den Hafen in die Befestigunganlagen und bauten bis 1840 weiter, ohne das der Hafen wirklich fertig wurde. Die nachfolgende Grafik zeigt die ungefähre Lage des Sicherheitshafen auf Basis der „Deutschen General Karte“, der auch “Franzosenhafen“ genannt wurde, zur preußischen Zeit.
Der Sicherheitshafen begann etwa am westlichen Rand der Nord-Süd-Fahrt und mündete am Rande der heutigen Rheinuferstraße in den Rhein. Die schmale Einfahrt stand senkrecht zur Rheinströmung und war deshalb nur schwierig zu nutzen. Verstärkt wurden diese Probleme durch die Befestigung und Verbreiterung der Ufer im Bereich St. Kunibert.

Die erste Kölner Eisenbahnlinie, die bis zum Hafenbereich vor der Altstadt führte und deshalb bis zur Fertigstellung des Rheinauhafens beibehalten wurde, querte die Hafeneinfahrt.

Rekonstruktion mit Hilfe historischer Pläne - © Gerd Franke ©Geobasisdaten: Landesvermessungsamt NRW, mit Genehmigung des Amtes für Liegenschaften, Vermessung und Kataster der Stadt Köln vom 27. Oktober 2003, AGB-Nr.: 4261/2003

Rekonstruktion mit Hilfe historischer Pläne © Gerd Franke ©Geobasisdaten: Landesvermessungsamt NRW, mit Genehmigung des Amtes für Liegenschaften, Vermessung und Kataster der Stadt Köln vom 27. Oktober 2003, AGB-Nr.: 4261/2003

Zur Zeit der Plannung für die Neustadt und die Ringe war die Frage, wo der zukünftige Hafen liegen sollte, noch nicht geklärt. Einige Pläne des Wettbewerbs zur Gestaltung der Ringe (1881) beziehen den Sicherheitshafen ein, so auch der siegreiche Plan „Vater Rhein“ von Stübben, dem späteren Stadtbaumeister.
Zu dieser Zeit entstand eine andauernde intensive Diskussion um den Standort eines neuen Hafens. Der Sicherheitshafen hatte eindeutig ausgedient: durch die Einengung des Rheins im Bereich von St. Kunibert erhöhte sich die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers am rechtwinklig zum Ufer liegenden Hafenausgang und machte die Ein- /Ausfahrt schwierig und unsicher; daneben hätte der Weiterbestand des Hafens die Entwicklung der nördlichen Neustadt behindert. Am Schluß der Auseinandersetzung entstand der Rheinauhafen.

Der Abbruch der alten Stadtmauer und der Neubau in dem Abschnitt zwischen Eigelsteintor und Rhein verzögerte sich aufgrund zahlreicher Hindernisse:

1881 wird am Gereonstor der erste Durchbruch der Stadtmauer gefeiert und zügig mit der Bebauung der Ringe begonnen.
1885 wird die nördliche Stadtmauer formal an die Stadt übergeben.
1889 wird die nördliche Stadtmauer abgebrochen.
1890 wird der "Kronleuchtersaal", der Zusammenfluß von oberem Sammler - aus der Cleverstraße kommend - und dem Ringkanal - vom Ebertplatz her kommend - fertiggestellt. Als Vorraussetzung war vorher der westliche Teil des Sicherheitshafens zugeschüttet worden.
Im Winter 1894/1895 verzeichnet die Stadt letztmalig Überwinterungen von Schiffen im restlichen Sicherheitshafen. Danach wird er vollständig zugeschüttet.

Da der zugeschüttete Hafen nicht zu bebauen war, wurde eine für die Ringe beispiellos großzügige Parkanlage (Deutscher Ring) von ca. 100m Breite angelegt. 1903 wurde ein Reiterstandbild von Friedrich III eingeweiht. Der noch heute erkennbare Sockel der "Bastei" ist der Rest einer preußischen Kaponniere wp, die vor 1900 als Ausgleichsmaßnahme von der Stadt angelegt werden mußte:

Die Stadt kauft am 3.10.1891 vom preußischen Staat die Grundstücke an der Rheinfront von der Bayen-Bastion bis zum Thürmchenstor und verpflichtet sich zum Ausgleich folgende Befestigungsanlagen zu erstellen: „ ... 4) ..., Bau einer Doppelkaponniere in der Höhe des Deutschen Rings zur Bestreichung des Vorlandes und der Brüstungsmauer nebst Hindernisgitters stromauf- und abwärts,....“

Nach ihrer Entfestigung diente die Kaponniere als Aussichtplatform und war mit einigen Bänken bestückt.
1924 setzt der Architekt Riphahn dem Sockel der Kaponniere einen in Form und Bauweise kühnen Entwurf - das Restaurant „Bastei“ - auf.