klammer

gestern: Geschichtliches rund um den Kölner Ebertplatz

Der Chronist schlägt für den durch die jüngsten Umbauten entstandenen neuen kleinen Platz zwischen Bahndamm, Eigelstein und Maximinenstraße den Namen „Vor Allerheiligen“ vor.

Nachtrag: Aufgrund der allerersten Reaktionen aus der Politik, werde ich diesen Vorschlag nicht mehr verfolgen.

Motivation

Als der kleine Platz vor dem Wartesaal in „Chargesheimerplatz“ getauft wurde, wird den Beteiligten kaum bewußt gewesen sein, dass hier bis zum Bau der großen Bahnhofshalle bereits ein Lupusplatz existierte. Hier stand einst die kleine St. Lupus Kirche, nach deren Abriss auf einem Teil des Geländes ein kleiner Platz freigelassen wurde.
Eigentlich, so fand ich, hätte Chargesheimer einen Platz verdient, der nahe der Arbeiten liegt, die ihn bekanntgemacht haben und nicht Asyl, wo er heute seine Freunde hat. Dieser neue Platz an der Kreuzung Eigelstein ep - Marzellenstraße ep - Maximinenstraße ep hätte besser zu Chargesheimer gepasst: ein Ort der durch die Nord-Süd-Fahrt erst entstanden ist und nahe der Straße Unter Kranenbäumen ep, die er nahezu unsterblich porträtierte.

Diese Überlegungen führten mich zur Frage, ob dieser neue Platz nicht einen treffenden aber auch symbolischen Namen bekommen könnte.

"voir aller Heilighen"

Ein treffender Name ist jener, den diesen Straßenabschnitt - von der Maximinenstraße bis zur Einmündung Machabäerstraße ep - jahrhundertelang trug: "voir aller Heilighen". Er bezog sich auf ein Hospital und Beginenkonvent das 1308 aus einer Stiftung zweier Bürger hervorging. Die kleine Kapelle des Allerheiligenkonvent prägte die Straßenfront im Übergang vom Eigelstein in die Maximinenstraße, zunächst gotisch, dann 1749 erneuert mit Rokkofassade. Nach der Säkularisation ging der Konvent an die Stadt über.
Einzigartig ist eine frühe Fotografie, die den beschrankten Übergang der noch ebenerdigen Bahnstrecke und im Hintergrund die Fassade der Allerheiligenkapelle zeigt. Das Bild suggeriert noch ein friedliches Nebeneinander von Alt und moderner Technologie. Hinter dem Fotografen ist bereits die eine Seite der Maximinenstraße abgerissen und der botanische Garten überbaut worden. Bald wird auch das straßenprägende Allerheiligenkonvent zurückweichen müssen.

"Vor Allerheiligen"

1846 wird durch das Grundstück des Allerheiligenkonvent eine neue Straße zur ebenfalls noch frischen Domstraße durchgeführt. Sie erhält den Namen "Allerheiligenstraße" ep. Das Konvent wird 1875/76 weiter zurückliegend mit 166 Wohnungen neu gebaut. Auch eine neue Kirche wird 1888 im neugotischen Stil freistehend aber nicht mehr an der Straßenfront gebaut. 1937 ist der Konvent noch bezeugt.
Mit dem Bau der Nord-Süd-Fahrt wird die Allerheiligenstraße vom Eigelstein abgetrennt und führt ein isoliertes Leben als Sackgasse an der Domstraße. Auch die Maximinenstraße, einst die stark frequentierte Fortsetzung des Eigelstein, ist nach mehreren Verlegungen durch Bau und Erweiterungen des Hauptbahnhof nur noch eine bezugslose Benennung mit wenigen Adressen. Zwar beginnt die Maximinenstraße noch am Eigelstein, aber sie hat dort keine Bebauung mehr, sieht man vom Bahndamm ab.

So ist der Platz „Vor Allerheiligen“ auch ein symbolischer Name, der nach den entstellenden Eingriffen durch Hauptbahnhof und Nord-Süd-Fahrt einen ortsgeschichtlichen Bezug herstellt und den noch existierenden alten Straßennamen wieder - wie eine Steckfähnchen auf der Karte - einen Schnittpunkt benennt!

Autor:gf | modifiziert am 23.01.2008 | http://ebertplatz.de/artikel/4263.html